Düssel-Ducks Pressespiegel
Rheinische Post, 16. September 2000
Düssel-Ducks: (K)ein Verein von 2CV-Fans
Leidenschaft fürs Federvieh
Von OLAF STEINACKER
DÜSSELDORF. Zuerst die Klischees: 2 CV-Fahrer sind meist Studenten, träumen von den guten alten 70-ern und fahren ihre Ente (langsam und besser nicht überholen), weil sie billig ist. Richtig? Falsch! Die Stundentenkarre von einst hat sich längst zum Liebhaberstück von Sammlern, Bastlern und Auto-Enthusiasten gemausert. Und weil sich über die eigene Leidenschaft trefflich reden lässt, haben sich 2CV-Fahrer in Clubs zusammen getan. In Düsseldorf nennen sich die Enten-Freunde Düssel-Ducks.
"Wir sind kein Verein im eigentlichen Sinn", erzählt Dietmar Wolf. "Eher ein lockerer Zusammenschluß von zurzeit 15 Enten-Freunden". Mit Vereinsmeierei wollen die Düssel-Ducks nichts zu tun haben. Folgerichtig gibt es im Club keinen Vorsitzenden, Präsidenten oder ähnliches. Eine zweite Besonderheit: Viele Frauen besuchen die monatlichen Clubtreffen. Ist die Ente somit ein Frauenauto? Keineswegs. "Eigentlich ist der 2CV das perfekte Auto für jeden", meint Wolf.
Marion Wilde siehts ebenso. Die Düsseldorferin ist "bekennende Enten-Fahrerin". Ihr erstes eigenes Auto war - na klar - ein 2CV. Und: das Entlein hat mittlerweise 18 Jahre auf dem Buckel, Pardon Federkleid, und fährt immer noch. "Probleme hatte ich noch nie. Höchstens ein paar kleine Reperaturen", erzählt Wilde. Falls das Gefährt aber doch irgendwann seinen Geist aufgibt, ein anderes Auto wird sich Wilde " auf keinen Fall" zulegen. Sie bleibt beim 2CV.
Dabei ist Ente fahren eigentlich ein teures Vergnügen. Seit zehn Jahren wird das rollende Federvieh nicht mehr gebaut - Ersatzteile sind schwer zu bekommen und teuer. So wird die Suche nach gebrauchten Fahrzeugteilen schon mal zur Sisyphus-Arbeit.
"Ich habe pro Jahr etwa 2000 Mark in mein Fahrzeug investiert", erzählt Düssel-Duck Christof Meisterjahn. "Nur um die Ente am Leben zu halten." Das Geld kann sich Meisterjahn im Moment allerdings sparen. Seine Ente ist nach einem Unfall auf den Schrottplatz gewandert. "Das tut weh", so der Entenfan. Zumal die Versicherung nur für den Sachwert des Wagens aufkommt. Zum Glück hat Meisterjahn noch eine Ersatzente in der Garage stehen. Zwar nicht fahrtüchtig, aber immerhin: Hauptsache 2CV. Außerdem kann er auf die Mithilfe der anderen Enten-Fahrer bauen. Man hilft sich eben.
Überhaupt: Ente fahren verbindet. Treffen sich Enten-Piloten auf der Straße, wird gegrüßt. Die Finger zum Victory-Zeichen gespreizt, ein Kopfnicken. Ehrensache. Die Düssel Ducks sind nur einer von einem guten Dutzend Enten-Clubs in Deutschland. Regelmäßig sehen sich die Liebhaber des fahrenden Vogels bei Treffen - national und international. Alle zwei Jahre gibts ein Enten-Welttreffen. Zum nächsten 2001 in der Steiermark erwarten die Veranstalter rund 2000 Fahrzeuge.
Auch die Düsseldorfer Enten-Freunde pflegen den Kontakt zu anderen Clubs. Zweimal jährlich organisieren sie eine Orientierungsfahrt. Dabei müssen die 2CV-Piloten Aufgaben lösen, und besonders wichtig, zum guten Schluss mit den anderen feiern. Ente gut - alles gut.
Fakten
Citroen baute vom 2CV insgesamt 5 114 966 Stück. Zählt man die Varianten Dyane, Acadiane und Meharl dazu, kommt man auf 6 956 895 Stück. Die erste Ente wurde 1948 im Werk Levallols, nördlich von Paris, gebaut. Der letzte Vogel lief am 27. Juli 1990 in Mangualde, Portugal, vom Band. In der Bundesrepublik sind zurzeit etwa 33 000 "echte Enten", in Düsseldorf 424 Stück unterwegs.